Kreuz und Raute - Dresdner Schloss

Schlosshofüberdachung im Rohbau fertig

Peter Bäumler

     Mehr als 20 Meter hoch fuhr der Aufzug durch ein Stangenlabyrinth bis zur Arbeitsplattform des Gerüstes. Von dort war am 3. Juni 2008 die Richtkrone aufgesetzt worden auf die Kuppelüberdachung des kleinen Hofes des Dresdner Residenzschlosses. Ein Rautentragwerk, geschweißt aus Rechteckrohren, formt die größte Dachkonstruktion, freitragend ohne Unterzüge und Seilverspannungen in sich steife, die bisher in Deutschland gebaut worden ist hr Gewicht der 84 Tonnen Stahl, dazu Wind- und Schneelasten, leitet ein Rechteckrahmen für die Kuppelschale von 1400 Quadratmetern gewölbter Fläche in die Vertikale ab. Dreiecksgelenke knapp unterhalb der Dachfirste der Schlosshofumrahmung verteilen die Kräfte auf die Außenmauern der Gebäude, die wo nötig verstärkt, ansonsten massiv genug sind, die Lasten aufzunehmen. Die eigentliche Abdeckung der Kuppel von 9 Meter Höhe übernehmen durchsichtige Folienkissen zwischen den Stahlgevierten. Mit ständig leichtem Luftüberdruck werden sie spannt gehalten, eine vielerorts bewährte Konstruktion, in Dresden beispielsweise beim Arnhold-Bad.
     Ursprünglich war daran gedacht ein modernes Foyer für den ‚Kleinen Louvre’ zu dem die Schloss-Museen werden sollen, in einer Unterkellerung des kleinen Hofes unterzubringen. Die nach der Jahrhundertflut von 2002 erkannten Gefahren, ließen den Architekten Peter Kulka anregen, den Hof frei und lichtoffen mit einem Membrandach zu überwölben. Bei der Suche nach der zweckmäßigen Höhe gelangte man bis hoch zu den Firsten der Randgebäude, weil nur dort ein regelmäßiges Rechteck für die Aufnahme des Dachrahmens zu bilden war, schildert die Entwicklung Architekt Philipp Stamborski, Geschäftsführer des Büro Kulka, das Planung und Bauleitung in Auftrag bekam. Rautenwerk und das Kreuz der Geviertknoten der Kuppelkonstruktion zitieren die Symbolik, die sich im kursächsischen Wappen, den Fenstern des Wendelsteins oder im Schlussstein der gekreuzten Schwerter eines letzten gotischen Kreuzgratgewölbes in Dresden finden. Für Ludwig Coulin, Leitender Baudirektor des Sächsischen Immobilien und Baumanagements, verbindet das den prototypisch ultraneuen Bauteil mit der historischen Renaissancesubstanz. Als fünfte ‚Fassade’ füge sich die Kuppel sanft in die umgebende Dachlandschaft der berühmten Gebäude, voran die Kuppel der Frauenkirche.
     Mit dem Schlosshof-Foyer entsteht der Empfangsraum für ein internationales Publikum der dann quasi unter einem Dach versammelten Schloss-Museen. Wir rechnen mit 1,2 Millionen Besuchern und wenn es gegen 1,5 Millionen werden, würde das uns sehr glücklich machen, sagte in seinem Grußwort Dirk Syndram, stellvertretender Leiter der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Den Richtgästen direkt unter der Kuppelschale bot sich von oben - höchster Punkt 34 Meter - einmalig ein Panorama über Dächer und Türme der Stadt, dessen sich künftig nur mehr schwindelfreie Baukletterer erfreuen können werden.

 

Kostenübersicht

Kuppel 4,5 Millionen Euro;
Foyerausbau insgesamt 7,5 Millionen Euro,
Fertigstellung Ende 2008.
Insgesamt sind bis dato rund 222 Millionen Euro in den Wiederaufbau des Dresdner Schlosses geflossen, bis zur Fertigstellung in 2013 etwa werden es 337 Millionen Euro sein.

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