Kulturpalast Dresden

Konzerthaus für Staatskapelle und Philharmonie oder Konzerthaus im Kulturpalast nur für Philharmonie?

      Alle Weltstädte haben für ihre Orchester Konzerthäuser und bauen weiter welche. Das mit 75 Tausend Einwohnern vergleichsweise kleine Luzern am Schweizer Vierwaldstätter See leistet sich seit 1998 ein Kulturzentrum mit einem der besten Konzertsäle der Welt, das mit Gastspielen von Weltorchestern und Festivals jährlich 200 Tausend Besucher in die Stadt zieht.

       In den inzwischen zwanzig Jahren der Nachwendezeit hat ein immenser Bauboom die Stadt Dresden überzogen. Ein Spielort für die beiden Orchester von Weltrang, Sächsische Staatskapelle und Philharmonie Dresden, beiden angemessen und zukunftsfähig, entstand dabei nicht.

       Das soll sich ändern mit einem Konzertsaal im Kulturpalast, der akustisch und ästhetisch den heutigen Anforderungen entspricht - für die Philharmonie Dresden. Nach einem Beschluss des Stadtrates im Juli 2008, plant die Stadt emsig daran, den Kulturpalast in Folge der notwenigen Sanierung, umzubauen. Dazu auch der städtischen Bücherei, als Zentralbibliothek und dem Kabarett ‚Herkulessäule’ im Kulturhaus eine Stätte zu geben.

      Die namhaften Architekten Gerkan, Marg und Partner, Hamburg/Berlin, legten als Wettbewerbgewinner einen Umbauentwurf vor, der einen neuen Konzertsaal mit Weinberggeometrie in das Bauwerk platziert. Die Umbaukosten werden von einem unabhängigen Gutachter, Kaiser Baucontrol Ingenieurgesellschaft, Dresden auf 84,5 Millionen Euro veranschlagt, die Stadt beharrt dass es nur 65 Millionen werden, die jedoch nicht gesichert, nur Zielkosten sind. Unzweifelhaft ist, dass Umbau im Bestand und Konzertakustik ein hohes Kostenrisiko haben. Die verringerte Platzzahl auf 1900 und noch weniger, rundhafte Geometrie, Wegfall der Bühne, der Parkettabsenkung, beschränkt die Vermarktbarkeit des künftigen Konzertsaales für Veranstaltungen der Populärkultur gegenüber jetzt im Mehrzwecksaal. Die Befürworter des Umbaus schätzen den Wegfall von 15 Prozent, die Veranstalter dagegen von 60 Prozent - und laufen gegen die Pläne Sturm. Ein weiteres Feld der Fragwürdigkeit des Konzepts ist der Denkmalschutz, dem der Kulturpalast unterliegt als ein Kulturdenkmal aus der inzwischen als bedeutsam angesehenen Bauepoche der Nachkriegsmoderne. Der Architekt des Baues der 60iger Jahre, Wolfgang Hänsch, hat gerichtlich Klage wegen Verletzung seines Urheberrechts erhoben.

      Gegen alles das steht das Konzept einer seit Jahren kämpfenden Bürgerinitiative mit ihrer Vision, für Dresden ein eigenständiges, vollwertiges Konzerthaus zu schaffen, mit einem großen Konzert-, kleinem Kammermusiksaal und Probensälen. Für beide Klangkörper Dresdens, Gastspiele internationaler Starorchester, wie auch die Musikfestspiele, die dort ihr Heim bekämen. Als architektonischer Solitär an einem herausgehoben Platz gebaut, schiebt ein spektakulär neues Konzerthaus auch den Kulturtourismus an, hilft die Bedeutung Dresdens als Musikstadt in die Zukunft zu sichern. Mit Machbarkeitsstudie und Kostengutachten sind 113 Millionen Euro einschließlich Grunderwerb für einen Neubau geschätzt. Für die notwendig bleibende Sanierung des multifunktionalen Kulturpalastes bezieht sich die Stadt auf einen von ihr beauftragten Gutachter, K&H, Stuttgart, der 63,2 Millionen Euro ansetzt (Juli 2007, Sanierung und Ertüchtigung für Philharmonie). Kaiser Baucontrol Ingenieurgesellschaft setzt 30,4 Millionen Euro an (September 2009, behutsame Sanierung). Mit der Hinzunahme der Staatskapelle müsste der Freistaat in das Engagement für Bau und Betrieb eines Konzerthauses eintreten. Doch Stadt und Land sprechen nicht miteinander oder in basta-Manier und Sachsens neue Kulturministerin Sabine Schorlemmer sieht aus Sicht der Staatsregierung „keinen finanziellen Spielraum“ dafür.

       Das Dresdner Kulturbürgertum steht hinter der Initiative ‚Konzerthaus für Dresden’ wie den Erhalt des Kulturpalastes wie er ist für die leichte Muse. Dafür gaben Bürger schon über 19 Tausend Stimmen ab. Die Musikerelite, heimische und international mit Fabio Luisi und Christian Thielmann an ihrer Front, unterstützt die Forderung nach einem eigenständigen Konzerthaus - wie es Richard Wagner bereits 1848 gefordert hat.
Zank nach gehabtem Muster ist wieder aufgetan, der die Bürgerschaft entzweit und Dresden gegen den Rest der Welt (30.11.2009 Bäu).



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