Schloss Schönfeld

Zauberschloss im Schönfelder Hochland

Schoenfeld06450 Jahre stecken Schloss Schönfeld (Dresden) in den Mauern. Errichtet über den Grundmauern einer Mittelalterlichen Wasserburg ist es ein nahezu unverändert gebliebenes Bauwerk der deutschen Renaissance.

Als Adresse für Zauberkünstler und Illusionisten, von und mit Karl-Heinz Kaiser, 
erwirbt es sich einen überregionalen Namen.

veröffentlicht Sächsische Immobilienzeitung 1/2015, Seite 8
veröffentlicht Dresdner Neueste Nachrichten 11. Juli 2015, Seite 14 Heimatgeschichte

Wasserschloss Schoninfelt

       Die Suche nach „Schloss Schönfeld“ gibt etliche Treffer, einen darunter, bei dem adliger Schlossbesitz, von pikanter Herrschaft abgelöst ist: Sauna, Swinger-Club, Bordell – gottlob weit weg. Viel näher, 30 Kilometer nördlich von Dresden steht Schloss Schönfeld/Thiendorf, das als eines der bedeutendsten Neorenaissance-Schlösser Sachsens gerühmt wird. Erst die Sucheingabe „Zauberschloss“ findet nahe und einzig: Wasserschloss Schönfeld im Dresdner Ortsteil Weißig des Schönfelder Hochlandes.

      Die erste Erwähnung 1315 dokumentiert einen „her Syrfirt von Schoninfelt“. Er war Besitzer der mittelalterlichen Wasserburg inmitten eines Waldhufendorfes, das in der Zeit der deutschen Ostsiedlung vom 11. bis 12. Jahrhundert angelegt worden war. Schon 1535 umfasste die Grundherrenschaft des Ritterguts Schönfeld alle umliegenden Dörfer des Hochlandes von Cunnersdorf bis Zaschendorf. Burg mit Rittergut gingen 1544 an den Landesherren Kurfürst Moritz, der wiederum sie seinem Amtshauptmann und Oberbaumeister Hans Dehn überließ. Dieser begann 1555 mit dem Umbau der Burganlage zu einem Schloss, starb aber darüber. Erst unter dem nächsten Besitzer, wieder einem Günstling der Kurfürsten, Kammerrat Dr. Georg Cracow wird der Bau des Renaissanceschlosses fertiggestellt. Jahresgenau ist das mit aufgefundenen Inschriften der Deckenmalerei auf 1573 belegt. Auch Cracow erfreute sich der Fertigstellung nicht, da er als Calvinist am sächsichen Hof in Ungnade fiel und als Folge von Folterungen auf der Leipziger Pleißenburg 1572 starb.

Beherrscherin des Hochlandes
       In den folgenden zwei Jahrhunderten zählten bekannteste Namen des sächsischen Hochadels zu den Besitzern; Schilling, die Familien von Loss, Friesen, Callenberg, Lüttichau und Solms. Aus derer von Friesen heiratete Heinrich Friedrich Reichsgraf von Friedrich 1725 die junge Auguste Constantia, eine der Töchter August des Starken mit Gräfin Cosel. Womit sich die Verbindung zum Ort Graupa erklärt, dessen Jagdschloss das Paar für Jagtparcours gerne nutzte.

      Östlich neben dem Schloss, mit rückwärtiger Brücke verbunden, steht die Schönfelder Ortskirche die schon im 13 Jahrhundert Erwähnung fand. Nicht nur wegen des schönen Altars, ihrer wohlklingenden Orgel lohnt sie einen Abstecher, sondern auch der Friesen‘schen Familiengruft wegen unter dem Altar, die auch Cosels Tochter aufnahm, die 1728 an Blattern gestorben war. Scheintot soll sie eingesargt worden sein, was sie als Schlossgeist zum Herumpoltern bringt.

      1787 erwarb Kurfürst Friedrich August III. aus eigener Schatulle das Schloss samt Rittergut. Er vereinigte es mit den Gütern in Graupa, Jessen und Preschwitz zu einem Kammer- und Staatsgut, dem nun auch die Dörfer Bonnewitz, Borkwitz, Graupa, Hinterjessen, Malschendorf, Neugraupa, Vorderjessen, Wünschendorf, sowie ein Teil von Ullersdorf angehörten. Als Fronfeste war das Schloss 1837 Gerichtstätte, seit 1856 diente es als Finanzgericht, für welche Zwecke es innen maßgeblich umgestaltet wurde. 1871 als Gerichtssitz aufgelöst wurde es an Privat verkauft. In erster Hand an die Familie Berhard Gutmann, der die Gründerbankiers der Dresdner Bank entstammen. Weniger honorig waren dann die nachfolgenden Besitzer, von deren letzten das historische Innenmobiliar komplett ausgeräumt und nach England veräußert wurde. In den letzten Kriegsjahren war das Schloss zum ‚Maidenlager‘ des Reicharbeitsdienstes abgestiegen.

Einzigartig pure Renaissance
       Unbeschadet von Wirren der Zeitläufe, unversehrt im letzten Krieg und dank einer robusten Bausubstanz präsentiert sich das bald 450 Jahre alte Schloss Schönfeld als das besterhaltene Beispiel deutscher Renaissancebaukunst im Raum Dresden. Barocken oder später klassizistischen Überformungen und „Verschönerung“ entging das Schloss, wohl aus Geldmangel der Besitzenden. Die klar gegliederte Rechteckanlage, sehr hoch auf schmaler Grundfläche, ist auf der westlichen Schönseite mit einem mittleren Treppenturm und den beiden Hochgiebelfassaden der Querhäuser markant gekennzeichnet. Der Wendelstein erschließt drei obere Wohngeschoße, zwei ostseitige Aborttürmchen weisen auf einen schon im 16 Jahrhundert gewachsenen Komfort. Als herrschaftliche Dominante fügt sich das von drei Seiten wasserumgebene Schloss mit den wenigen noch erhaltenen Gebäuden aus der Zeit der Rittergüter und den jüngeren Markthäusern zu einem Ensemble harmonischer Geschlossenheit.
Überörtliche Bekanntheit bekam das Schloss nach Einmarsch der Roten Armee 1945 dadurch, dass die Militäradministration dort mit der „Tageszeitung für die deutsche Bevölkerung“ die erste deutschsprachige Zeitung Sachsens nach dem Krieg herausgab. Der Abriss des „feudalistischen“ Bauwerks konnte abwehrt werden. Mit der Bodenreform wurde die Gemeinde Schönfeld Eigentümerin des Schlosses. Es folgte der Mix nachkriegstypischer Nutzungen Kinderhort, Kartonagenfabrik, Gemeindebücherei und Schulräume, Wohnungen, Standesamt, Landkino. Dieser Gebrauch bei vierzig Jahre DDR-Mangelwirtschaft ließen das kulturhistorisch wertvolle Bauwerk völlig herunterkommen. Gerade noch die Substanz und die Dichtheit des Daches konnten erhalten werden. Schon 1991 begann die Gemeinde Schönfeld mit ersten Sanierungen und Planung der Rekonstruktion. Seit Mitte der 90iger strahlt die Westfassade wieder in Weiß mit graublauen Quaderfassungen.

Hokuspokus unterm Renaissancehimmel
       Mit der Eingemeindung Schönfelds und dem Besitzübergang 1999 des Schlosses an die Landeshauptstadt übernahm diese auch die Verantwortung für die weitere grundhafte Sanierung, Ausbau und über seine Nutzung. 6,3 Millionen Euro hat die Stadt dafür aufgewandt, einbezogen Mittel verschiedener Denkmalförderung. Die behutsame denkmalpflegerische Restaurierung brachte auf allen Geschossen prächtig dekorierte Decken- und teils auch Wand- und Säulenbemalungen zu Tage. Weitgehend original, weil über die Jahrhunderte durch Abhängung oder Überbauten geschützt. In einem letzten große Bauabschnitt „Erd- und 1. Obergeschoss“ erfolgte der Einbau eines Festsaals mit moderner Bühnentechnik und die denkmalgerechte Sanierung der Raumfluchten zu Ausstellungsräumen für die wachsende Sammlung von Zaubergerätschaften, die aus Schenkungen berühmter Zauberkünstler zusammenkommt.

       Seit 2005 wird das Schloss durch den Kunst- und Kulturverein Schloss Schönfeld e.V. als „Zauberschloss“ betrieben. Mehr als 20 „Ehrenamtliche“ um den Spiritus Rektor der Zauberei Karl-Heinz Kaiser sorgen für das Drumrum der Zauberei auf dem Schloss, Trinkstube, Museumsshop und den Zustand von Schloss und Anlage. Etwa 40 Veranstaltungen auch prominenter Gastspieler rund um die Zauberei, die inzwischen in vier „Salons“ verschiedener Zuschauerkapazität spielen können, stehen auf den Jahresprogramm. Dazu kommen beliebte Schlossführungen, bei denen nach Bedarf auch gezaubert wird. Mit stetig wachsender Zahl zieht das Zauberschloss Besucher nach Schönfeld. 2014 sind es etwa 35 Tausend gewesen.

       Einem anderen Zauber folgt, dass Schönfeld sich als „Hochzeitsschloss“ etabliert hat. Die Außentraustätte des Dresdner Standesamtes war 2014 mit 29 Paarungen zu hundert Prozent ihrer Kapazität ausgelastet. Vielleicht nicht schlecht für weitere Nutzungsideen, dass im Schloss Arrestzellen aus dem 19. Jahrhundert mit originaler Schließung restauriert worden sind und bereit stehen.
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